Ein wenig ratlos sitze ich nun hier und lass mir so einiges durch den kopf gehen. (Die nun folgenden Gedanken sind noch nicht zuende bedacht und dürfen natürlich kommentiert werden. Außerdem werden sie evt. auch ein bisschen sprunghaft sein)
Einerseits sehe ich dieses schöne, nette aber natürlich auch nicht immer einfache Leben. Es ist das ganz "normale". Einen mehr oder weniger netten Job, gute Freunde mit denen mal weg geht, Beziehung, zwischendurch Urlaub, Hauskreis, Kirche und evt. Mitarbeit in Jugend, Jungschar (sonstige Gruppen) usw....I hope you get the picture. Bitte versteh mich nicht falsch, ich will diesen Lebensstil nicht kritisieren oder sagen, er sei nicht richtig. Nur stelle ich ihn gerade für mein Leben in Frage. Ich fühle mich zerrissen. Als ob es einer Entscheidung bedarf. Denn auf der anderen Seite sind Menschen mit großen Nöten, Menschen am Rande der Gesellschaft, die einfach nach Hilfe schreien (aber meistens stumm). Hilfe wird an so vielen Ecken benötigt. Und ich sehe Christen, die sich auch nicht wirklich von der Welt abheben. Die ein nettes Leben führen und Christsein ist nun mal auch dabei. Irgendwie passen die Bilder für mich nicht zusammen.
Ich freue mich riesig, dass sich in Deutschland was tut im Bereich "emerging". Allerdings habe ich auch ein wenig angst, dass letztendlich auch nur geredet wird und Menschen trotzdem nichts wagen. Aber auch, dass diese Bewegung auch nur "in" sein will oder die Lebenskünster erreichen möchte. Coole Locations, in denen man sich nett zum chillen od. auch manchmal zu Gottesdiensten trifft, alle sind ein wenig stylisch, individuell...Manche sind Grafiker, Designer, Schauspieler. Eine coole Truppe die dazu auch noch Christen sind. mmmh. Ich lass das mal so stehen.
Ich passe auf jedenfall nicht mehr in diese "Standard" Gemeinden. Ich fühle mich nicht dazugehörig. Diese neuen Fragen stellt nun mal keiner in ich sag mal eher traditionellen Gemeinden. Aber ich sehne mich nach Austausch und nach Menschen die irgendwie die gleiche Verwirrtheit, die gleichen Fragen und diese gleiche Sehnsucht haben.
Ich habe mich dadurch entschieden, erstmal nicht mehr in den Gottesdienst zu gehen. Ich muss ehrlich sagen, ich finde dort keinen Anschluss. Die Predigt sagt mir nicht wirklich was, keine wirkliche Anbetungszeit und das Abendmahl wird oftmals einfach nur stillschweigend hingenommen. So geht es mir in vielen Gemeinden. Entschuldigung, wenn ich noch nicht mal gerne in so welchen Gottesdiensten gehe, wie soll ich da bitte schön andere Leute mitnehmen. Geschweige denn auftanken und ermutigt wrden.
Ich treffe mich deshalb mit mehreren Studienkollegen einmal in der Woche und wir worshipen, beten, segnen und haben abendmahl. Wir reden offen über dinge, die uns beschäftigen und hinterfragen auch vieles. Was wir machen, ist nichts neues, aber ich finde genau diese Gemeinschaft so selten in Gemeinden.
Am liebsten würde ich sagen, kommt, wir tun uns zusammen (nicht nur virtuell) und machen Sachen ganz konkret. Wir werden eine tiefe Gemeinschaft, die mit aller Sehnsucht Jesus nachfolgt, Gott anbetet, sich gegenseitig ermutigt, füreinander betet und dann rausgeht...zu den Menschen. Nicht nur als Event. Sondern als Berufung. Wir schmeißen die Stuhlreihen aus unseren Orten, wo sich die Gemeinde trifft und machen es uns gemütlich. Wir machen die Türen auf für Leute, die keinen Platz zum schlafen haben. Wir sehen uns nicht als Individuen an, sondern als ein Kollekiv. Gemeinsam sind wir stark. Wir streben nicht mehr danach, mit der Welt mithalten zu müssen, sondern halten unsere Werte hoch und setzen einen Gegentrend. Wir werden zu Vorbildern der Gesellschaft, weil wir uns nicht so leicht von den Medien bequatschen lassen oder alles mitmachen. Wir werden zu guten Vorbildern, weil wir Jesus lieben von ihm lernen und ihm folgen. Weil wir unseren Nachbarn helfen und unsere Stadt fragen, was wir Gutes für sie tun können, haben wir einen Einfluss auf unsere Umgebung. Leute werden sich fragen, warum diese Menschen so selbstlos mit anpacken. Es wird nicht mehr die große Menge gesehen, sondern der einzelne ist wichtig. Wir tun nicht mehr fromm und setzen unseren Heiligenschein auf, sondern verstehen uns als begnadigte Sünder die nicht besser sind sondern nur besser dran. Authentisch Christsein zu leben ist jeden Tag eines unserer Ziele und wir hinterfragen uns gegenseitig immer wieder, ob wir dieses Ziel erreichen. Wir lernen, den anderen mit all seinen Fehlern anzunehmen, verurteilen Menschen nicht, sondern nehmen sie erstmal in Liebe auf. Wir gestalten coole Homepages und Flyers, machen tolle Musik und tun, was auf unserem Herzen liegt, weil der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Wir tun dies nicht aus Zwang, oder weil es die Gesellschaft verlangt, sondern weil es ein inneres Bedürfnis ist, damit Gott die Ehre zu geben...
Klingt das alles zu utopisch??? - Keine Ahnung - Ich bin noch sehr optimistisch...
Eins unser größten Probleme in Deutschland ist der Individualismus und auch die Einsamkeit, die damit einhergeht. Wollen wir Christen uns dem nicht mal langsam stellen? Ich habe wirklich kein Bock mehr, die ganze Zeit nur darüber zu reden. Aber alleine knick ich schnell weg. Also, wer macht mit und glaubt noch daran, die Welt verändern zu können, weil wir einen Gott haben, der stärker und größer ist als alles was es gibt.
Ich suche innovate, initiative, kreative und verrückte Menschen die einfach alles auf den Kopf stellen und Deutschland rocken wollen. Hey ho, lets go...
mmmmmh...
Dienstag, 4. Dezember 2007Eingestellt von Jessie um 9:20 PM
Labels: emerging church, gedanken, innovation
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6 Kommentare:
Auch ich bin noch sehr optimistisch…
Das sind im groben auch die Gedanken, die mich veranlasst haben, meiner Methodistengemeinde adieu zu sagen und mir eine andere zu suchen (Ich sehe, dass Du Rock Berlin sogar auf Deinem blog verlinkt hast). Allerdings sehe ich diesen Schritt eher als Anfang einer Entwicklung von der ich sehr hoffe, dass sie nicht doch irgendwann stagniert. Gerade in Fragen des sozialen Engagements muss bei mir noch viel passieren.
tja Jessy, ich kann dich gut verstehen. aber ich bin mir nicht sicher ob ein weggehen der richtige schritt ist. ich hab das auch schon überlegt, doch bei mir kommt dann immer wieder der wunsch zur reformation auf und ich will mich lieber in die "alten" gemeinden investieren und sie verändern. klar kann es sein das einem irgendnwann die kraft dafür fehlt wenn man selber nirgendwo mehr was bekommt und immer nur gibt. aber ich habe die angst das wir uns in gruppen zurück ziehen in denen wir meinen "das" richtige zumachen und dann den blick für die realität verlieren, bzw. den alltag der nun mal auch in der gemeinde herrscht. ich fände es gut wenn leutz wie du immer wieder die "alten" gemeinden wach rüttlen mit ihren anfragen und ideen, statt sich zurück zu ziehen. aber ich denke eine auszeit zur refelktion ist auch oft sehr hilfreich. schaun wir mal weiter. gby
Hm. Wäre ich gerne in der Gemeinde in Korinth Mitglied? Oder in Galatien? Wahrscheinlich nicht. Vielleicht hätte ich mir damals die selben Fragen gestellt, wie du jetzt. Und vielleicht hätte ich mir damals auch gedacht: "Was solls! Ich schmeiß es!"
Was hätte Paulus mir geschrieben? Hätte er mir geschrieben: "Richtig. Gute Wahl. Schmeiß das mit deiner Gemeinde". Wahrscheinlich nicht.
Ich habe auch manchmal keinen Bock auf meine Gemeinde. Ich frag mich auch manchmal, wie ich in diesen Strukturen was bewegen soll. Und meine Gemeinde ist kein kleines Schiffchen, sondern ein Supertanker mit über 600 Mitgliedern. Da sind die eingefahrenen Spurrillen noch tiefer als in anderen Gemeinden.
Aber wie kann ich Gemeinde neu denken, wenn ich selber nicht bereit bin, Gemeinde, wie Christus sie sieht, nach-zudenken?
Da muss man sich die elementarsten Fragen stellen: Was ist Gemeinde? Ist Gemeinde "bloß" das zusammenhängen von Leute, die sich gut riechen können und die ein paar christliche Lieder zusammen singen? Oder ist Gemeinde mehr?
Manchmal befürchte ich, dass manche die ganze Emerging-Sache (Revolution blablabla) als Einstieg in den Ausstieg verwenden, um sich endlich von den Fesseln ihrer Gemeinde zu lösen. Ist mir auch schon an anderer Stelle begegnet. "Die Gemeinde, in der ich bin, entspricht nicht meinen Vorstellungen, also verlasse ich sie." Ist das nicht genau das, was Jason kritisiert hat? Wo man Gemeinde zu einem bloßen Verein degradiert, den ich mir aussuche? Etwas externes, dass ich mir wähle und wechsle, wenn es mir nicht mehr passt?
Ich möchte dir nicht in deine Situation hineinreden. Das darf ich gar nicht. Ich möchte dich aber nur zum Nachdenken anregen. Auch, weil mir ähnliche Gedanken gekommen sind, weil ich oftmals ähnlich frustriert bin und dich vielleicht auch verstehen kann.
Danke für die guten Antworten.
@ Kapeka
Ich gebe dir recht, dass die Emerging Bewegung nicht als Einstieg zum Ausstieg dienen soll und auch die Ego-Haltung: "Wenn mir die Gemeinde nix bringt, was soll ich da" sehe ich nicht positiv.
Jedoch (um mich kurz zu erklären) sieht meine Rolle so aus, dass ich erst gar keine Gemeinde habe. Ich bin seit 4 Jahren Christ und davon über zwei Jahre schon auf der Bibelschule. Durch die temporäre Ortsbindung stand ich erst gar nicht wirklich mit beiden Beinen in einer Gemeinde. So erlebe ich mich ein wenig heimatlos, merke aber, dass ich in traditionellen Gemeinden fast gar nicht verstanden werde, geschweige denn Gleichgesinnte finde. Das lässt mich im Moment ein wenig in der Schwebe hängen. Nach meiner Ausbildung habe ich also die Freiheit, neu zu starten, was nicht vielen vergönnt ist. Doch ich sehe mein Dilemma da drin, dass ich zwischen zwei Stühlen stehe. Ich kann nicht mehr wirklich zurück, aber auch noch nicht vor, weil das "Neue" noch so neu ist, dass es kaum existiert.
Ich hoffe, Post wurde durch den Kommentar ein wenig verständlicher. :-)
Jo. Und auch wenn ich schon immer in Gemeinde war, denke ich, verstehe ich dein Problem auch.
Meine Frage ist: was machst du, wenn du auch nach der Ausbildung das neue nicht finden wirst? Wenn es auf deinem Weg in den nächsten zehn Jahren nicht greifbar sein wird?
Ich möchte nur ein wenig dafür sensibel machen, dass man nicht einem Traum von Gemeinde hinter läuft und darüber die Realität an sich vorüber gleiten lässt.
Ich hoffe aber du wirst deinen Weg und vielleicht auch das Neue finden, dass du suchst, oder dass du es vielleicht sogar schaffst, dem neuen die Bahn zu brechen.
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